Die Geschichte bis 1945

Blumau-Neurißhof ist die jüngste Gemeinde Niederösterreichs, trotzdem kann sie bereits auf eine lange Geschichte zurückblicken. 15 Jahre ist Blumau-Neurißhof jung, wurde aber bereits 1380 das erste Mal urkundlich erwähnt. Die ersten gezielten Besiedelungsversuche erfolgten unter Kaiserin Maria Theresia von 1740 bis 1780.

Aufgrund des steppenartigen Charakters hielt sich die landwirtschaftliche Nutzung in Blumau-Neurißhof in Grenzen, daher wurden hier eher Viehzucht, hauptsächlich mit Schafen, betrieben. Erst die moderne Landwirtschaft ermöglicht mit Hilfe des Kunstdüngers eine rentable Getreideproduktion in Blumau-Neurißhof.

Im Jahre 1890 kauft das k. u. k. Reichskriegsministerium das Gut "Blumau-Neurißhof" um 450.000 Kronen, um hier in der nähe der Lagerstätten des sogenannten Mittels (Munition) eine neuartige Munitionsfabrik für rauchschwache Militärpulversorten zu bauen und dadurch von privaten Erzeugern unabhängig zu sein. Im Jahre 1892 begann die Fabrik mit der Serienproduktion von Gewehrpulver M92.

Die erste Hochblüte erlebte Blumau während des Ersten Weltkrieges, da die Produktion von Munition kriegswichtig war. Die Fabrik beschäftigte über 30.000 Arbeiter und unser Ort beherbergte etwa 40.000 Personen, die rund um die Fabrik in Häusern und Baracken, die sich von Neurißhof bis Felixdorf erstreckten, wohnten. Es wurden eine Wasserleitung sowie ein Kanal- und Stromnetz errichtet, womit alle Häuser und Barracken versorgt wurden.

Zur Speisung der Wasserleitung wurden in Neurißhof mehrere Tiefbrunnen angelegt, die bis heute unseren Ort und darüber hinaus alle angrenzenden Orte und die Orte an der Südbahnstrecke bis Vösendorf mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser versorgen. Damals wurde auch ein Eisenbahnnetz geschaffen, das unseren Ort mit der Südbahn und der Aspangbahn verkehrsmäßig verband. Das Gebäude der Firma Telatzky, das früher das Kino von Blumau war, konnte als topografischer Mittelpunkt des Fabriksortes bezeichnet werden. Nach dem Ersten Weltkrieg sank die Bevölkerung auf unter 2.500 Personen ab.

Die Geschichte der Muitionsfabrik ist gepflastert von großen und kleinen Unglücken, die zahlreiche Menschenleben forderten. Die furchbarste Explosion ereignete sich am 25. Mai 1922 um 4 Uhr morgens. Sie zerstörte oder beschädigte alle Gebäude unseres Ortes, und die Explosion war auch noch in Wien zu hören.

Schon in den zwanziger Jahren gab es starke Bestrebungen zur Bildung einer eigenen Ortsgemeinde Blumau. Der Niederösterreichische Landtag beschloss am 11. Juni 1926 das Gesetz Nr. 144 über die Bildung der Ortsgemeinde Blumau, jedoch wurde dieses Gesetz von der Landesregierung nie vollzogen. Während des Zweiten Weltkriegs erlebte die Munitionsfabrik wieder einen gigantischen Aufschwung. Wieder waren tausende Menschen in den kriegswichtigen Fabriken beschäftigt.